MINIMALISMUS -
Darf´s ein bisschen weniger sein?
Um es vorweg zu nehmen, es darf nicht sondern es muss unbedingt etwas weniger sein. Wenn dein Plan soweit feststeht in naher Zukunft in einem Tiny House zu wohnen, kommst du um diesen Schritt nicht drum herum. Egal ob du aktuell in einem großzügigen Haus mit über 120 m² Wohnfläche wohnst oder in einer kleinen Mietwohnung mit nur 60 m³, du musst dich in deinem Besitz erheblich reduzieren. Auch ich habe diesen Schritt vollzogen und ich warne jeden davor, diesen Wechsel von 120 m² auf später 30 m³ Wohnfläche zu unterschätzen. Ich konnte später maximal 25% der Fläche mit „Sachen“ bestücken. Und wenn du momentan auch noch Garage und Keller als Lager nutzt, ist das noch viel viel mehr, was alles weg muss. Fange daher rechtzeitig an mit den Minimalisierungs-Schritten. Anfangs ist das recht mühsam, wird dann aber immer einfacher und macht irgendwann sogar Spaß.
1) Minimalismus
Minimalismus ist eine immer beliebtere Bewegung, die ein einfaches Leben als Ziel hat. Man kommt mit weniger Sachen im Leben klar und entscheidet sich dabei bewusst gegen die sich immer schneller drehende Konsumspirale. Der Umzug in ein Tiny House zwingt dich dazu, zum Minimalisten zu werden. Und der kleine Wohnraum erleichtert es dir zukünftig diese neue Lebensweise automatisch beizubehalten.
Was ist nun die beste Herangehensweise, sich von unnützem Ballast zu trennen? Ich denke, es gibt nicht die eine universell immer gültige Methode. Letztendlich zählt nur das Ziel zu erreichen, dich spätestens bis zum Umzug von einem Großteil deines jetzigen Besitzes zu trennen. Ich kann dir beschreiben wie ich vorgegangen bin.
2) Methode "Raum für Raum"
Ich nahm mir Raum für Raum vor und räumte darin jeden Schrank und jede Schublade erst einmal komplett aus und verteilte den Inhalt gleichmäßig auf dem Boden. Dann stellte ich 3 große Umzugskartons der Größe L daneben und fing an zu sortieren. In Karton A kamen die Sachen, die ich wirklich regelmäßig benutze. Dieser Karton durfte mich später ins neue Heim begleiten. In Karton B legte ich „gute“ Gegenstände mit Wert, die ich im letzten Jahr überhaupt nicht genutzt hatte. Wichtig ist, jeden Gegenstand nur kurz in die Hand zu nehmen und diesen dann schnell und ohne Emotion zu bewerten und in einen der Kartons zu legen. Ansonsten steigt die Gefahr, dass man anfängt in Erinnerungen zu schwelgen oder ins Grübeln kommt, ob man dies in Zukunft nicht doch noch mal gebrauchen könnte. Nicht auf diese Gedanken hören und einfach weitermachen! Die wertvolleren und begehrten Sachen habe ich mit einem Bild bei Ebay Kleinanzeigen oder anderen Verkaufsbörsen wie z.B. in der SHPOCK-App eingestellt. Dazu gehören u.a. Elektro- und Sportgeräte. Mit Dingen, die du nicht verkaufst, kannst du auch guten Freunden etwas Gutes tun oder du spendest sie einem guten Zweck. Findest du überhaupt keinen Nachbesitzer so kommen sie ebenso wie all der übrige Plunder in Karton C. Kartons von dieser Sorte waren die Zahlreichsten bei mir. Diese kannst du schnell und günstig auf einem Schrottplatz entsorgen. Es ist eine prima Strategie dir jeweils nur ein Zimmer vorzunehmen. Gerade am Anfang, wenn du im Sachen-Loslassen noch nicht so geübt bist, wirst du merken, dass dieser Trenn-Vorgang erst einmal ganz schön Zeit und Energie kostet. Nachdem du aber das erste Zimmer ausgemistet hast, erwarten dich schöne Gefühle von Befreiung und Stolz und du bekommst ein Mehrfaches an Energie zurück.
3) Kategorien zum ENTMÜLLEN
Es ist Wahnsinn wieviel Dinge wir über die Jahre ansammeln und von dessen Dasein wir gar nicht mehr wussten, weil sie schon lange einsam und dunkel in den Tiefen von klemmenden Schubladen schlummerten. Und das zeigt einfach, dass wir viel zu viel Platz haben, an dem wir viel zu viele Dinge sinnlos horten. Ich werde im Folgenden jeweils abschnittsweise ein paar Kategorien aufzählen, bei denen ich mich so richtig schön befreite.
3.1) Kleidung und Schuhe
Dieses Aussortieren fiel mir nach anfänglichem Zögern sehr leicht und ich fühlte mich stolz und angespornt als die Zahl der ausgemisteten Kleiderstücke immer größer wurde. Und das ging wirklich ratzfatz. Mal ehrlich, wieviel Hemden und Hosen ziehst du wirklich regelmäßig an? Die konnte ich bei mir fast an einer Hand abzählen, da mir beim großen Rest irgendetwas missfiel. Entweder war die Farbe zu speziell, der Schnitt stand mir nicht optimal, die Mode war out oder die Größe war mittlerweile viel zu klein. Und ich wollte diese engen Hosen auch nicht mehr als Druckmittel behalten, um irgendwann mal wieder reinzupassen. All die Sachen hatte ich meist deutlich länger als ein Jahr nicht mehr getragen. Bei Schuhen war das noch viel extremer. Im Sommer trug ich meist nur 2 verschiedene Paar ständig und im Winter war es ähnlich. Ich gehe bei Schuhen neuerdings so vor, dass ich mir 2 Paar hochwertige Schuhe in braun und schwarz leiste, die ich gerne trage wegen Optik und Komfort. Dafür pflege ich diese regelmäßig, um ein paar Jahre was davon zu haben. Ich hatte 4 große Kleiderschränke voll mit Klamotten. Vieles davon nahmen Familienmitglieder dankend an. Ein Teil ging zur Altkleidersammlung.
3.2) Bücher
Auch hier hatte sich einiges über die Jahre angesammelt. Ein Teil waren spezielle Fachbücher aus dem Studium. Weitere gingen in Richtung Erfolg, Lebensentwicklung und Spiritualität. Alles in allem waren dies etwa 500 Bücher. Tja, was tun damit? Die nahmen richtig viel Platz ein! Eines wurde mir klar. Ich brauchte nur einen sehr geringen Teil davon aufheben, weil ich es nochmals lesen oder etwas darin nachsehen wollte. Schon erstaunlich, was ich dafür insgesamt mal bezahlt hatte. Wenn ich einen Durchschnittpreis von nur 15 € annähme, wären das 7.500 €. Aber das Geld war ja nicht rausgeschmissen, denn der Inhalt hatte mich schließlich mit zu dem gemacht, was ich heute bin. Ich entdeckte schließlich eine Verkaufsplattform namens ZOSX. Hier gibt man in der Suchmaske einfach die ISBN-Nummer ein und nach einem Klick erhält man umgehend den Abnahmepreis. Dieser fiel sehr unterschiedlich aus. Er schwankte zwischen einem symbolischen Wert von 0,10 € für Bertelsmann-Bücher und 35 € für spezielle Studiums-Fachliteratur. Die Summe der Bücher, die ich in einen größeren Karton packte, musste einen bestimmten Gesamtwert übersteigen, um die Ware versandkostenfrei per Post verschicken zu dürfen. Nach kurzer Prüfung vom „Bücherhandels-dienst“ bekam ich die exakt zuvor errechnete Summe ohne Abzüge überwiesen. Eine schöne Sache: Ich hatte wieder Platz gewonnen, die Bücher würden einer weiteren Person weiter-helfen und ich bekam sogar noch ein Teil des zuvor investierten Geldes zurück. Alles was einen zu geringen Wert brachte, ich jedoch inhaltlich zu wertvoll fand, um sie einfach weg-zuwerfen, spendete ich einer öffentlichen Buch-Vitrine in der Fußgängerzone in Reutlingen. Vielleicht konnte das eine oder andere Buch noch jemanden auf einen besseren Weg verhelfen.
3.3) Ordner und Scripte vom Studium
Das war ein Thema, was ich über viele Jahre als heilig ansah. Ich hütete diese mehr als 20 Großordner als wären sie die Kronjuwelen der Queen. Mit der Zeit wurde mir aber klar, dass ich diese sehr fachspezifischen Dokumente niemals mehr nutzen würde. Sollte ich etwas von früher noch mal nachsehen wollen, würde ich das heute viel eleganter und schneller über Google herausfinden. Und es wäre zudem noch aktueller. Nach kurzem Zögern verschwanden diese Bände und Scripte mit einem Rutsch im Müll.
3.4) CD-Sammlung
Ich bin noch weit vor der Jahrtausendwende aufgewachsen. Ich hatte mich bereits bei vorangegangenen Umzügen von den großen 33er Langspielplatten (darunter auch mein erster Kauf in 1979 - die LP „Highway to Hell“ von AC/DC) und den kleinen 45er Singles befreit. Auch die für kurze Zeit gefragten Musik-Kassetten hatte ich irgendwann entsorgt. Doch war ich noch im Besitz der kleinen glänzenden Scheiben. Meine CD-Sammlung war schon beachtlich und umfasste ca. 400 Stück. Beim geschätzten Einkaufswert würde ich mal auf insgesamt 7.000 € tippen. Hätte ich diese ein paar Jahre früher veräußern wollen, so hätte ich da noch richtig was an Geld zurückbekommen können. Nach intensiver Recherche hatte ich mühsam einen Laden in Stuttgart aufspüren können, der noch CDs aufkaufte. Ich suchte einen Parkplatz in der Nähe, denn ich musste 2x laufen, um alle Kartons im Geschäft präsentieren zu können. Der „Gutachter“ schien recht angetan von meinem guten Musikgeschmack. In den 80er Jahren gab es schließlich auch die geilste Musik. Davon bin jetzt noch fest überzeugt. Ich freute mich schon auf die Ansage, was er mir für alles bot. Und dann kam die Ernüchterung. Ich könnte alles bei ihm lassen und ich müsste nichts mehr wieder nach Hause schleppen. In diesem Fall bot er mir 80 € an. Scheiße, das war gerade mal 1% von meinem ehemaligen Einkaufspreis. Er tröstete mich, dass ich diese sonst wohl nirgendwo mehr an den Mann bringen könnte. Das hätte vor einem halben Jahr noch ganz anders aus-gesehen. Doch nun herrschte ein Überangebot, weil jeder gerade am Ausmisten ist. Nach kurzem Abwägen entschied ich mich für die 80 € und ersparte mir den lästigen Rücktrans-port und viel Stauraum. Was ich aber auf jeden Fall im Vorfeld empfehle: Ich hatte mir alle CDs auf ITunes geladen. So konnte ich mir die Musik zumindest in Zukunft weiter auf mp3 anhören und das auf legalem Wege.
3.5) Werkzeug, Schrauben, Farbreste, ...
Hier hatte ich mir einiges an Werkzeug zugelegt, weil ich ja vieles in meinem Haus über die Jahre renoviert hatte. Das Ganze erweiterte sich mit Zusatzequipment wie Bohrer, Schrauben, Schleifmittel usw. Am Ende war mein gesamter Hobbyraum samt seinen Schränken gefüllt. Wenn ich heute zurückblicke, bin ich mir nicht mehr so sicher, ob ich jedes spezielle Werkzeug mein Eigen nennen muss. Ich denke, es macht Sinn, die eine oder andere Spezial-Maschine einfach mal kurz beim Nachbarn oder im Baumarkt auszuleihen. Oft reichen da mal 20 min und dann braucht man eine Flex ewig nicht wieder. Ok, ein Akku-Bohrschrauber, eine Stichsäge, ein Ratschekasten, ein paar Schraubendreher und Bits sind in Ordnung, aber vieles andere ist eigentlich Luxus. Das meiste an Geräten habe ich mitgenommen. Bei Schrauben und Co. habe ich am Ende vieles aus Zeit und Platzgründen meinem Haus-Käufer überlassen müssen. Extrem platzfüllend sind zudem die ganzen Gebinde, die meist noch mehr als das halbe Volumen an Farbe, Putz und sonstiger Chemikalien enthielten. Leider passt die Füllmenge in den gekauften Dosen meist nie mit den zu streichenden Flächen überein und es bleiben lästige Reste, die irgendwann sogar austrocknen. Oder man muss sie dann entsorgen, was dann noch mal einiges an Geld kosten kann.
3.6) Schränke und sonstige Möbel
Die meisten Kleinmöbel hatte ich mir aus ästhetischen Gründen nach und nach zugelegt. Da mir die eine oder andere Ecke der verschiedenen Räume zu leer erschienen, hatte ich diese mit schönen Massivholzschränken und Kommoden bestückt. Doch die Möbel haben ja neben der Schmuckgebung von Räumen zudem die eigentliche Funktion, dass sie Gegenständen einen Platz bieten können. Und diese Funktion wird jeder von uns früher oder später auch nutzen. Dies war der Hauptgrund, warum ich so viele Sachen ansammeln konnte. Einen Teil der schönen Schränke aus der Gründerzeit stellte ich in die Wohnung meiner Eltern, um dort verschiedene spezielle Sachen zu lagern. Das meiste musste jedoch weg, da ich nichts davon ins eigentliche Tiny House mitnehmen konnte.
3.7) Küche und deren Inhalte
Kommen wir nun zum Esszimmerschrank und der Küche und deren stillen Bewohner. Speziell in einer Küche gibt es eine ganze Armada von Einbauschränken und Schubläden. Und jedes Mal, wenn mich meine Eltern hier unten im Ländle besuchten, meinte meine Mutter es gut mit mir und füllte die noch leeren Schrank-Hohlräume mit Unmengen an Töpfen, Pfannen, Tellern und Besteck. Ich weiß gar nicht, wieviel Gäste und wieviel Herdplatten ich gleichzeitig haben müsste, um all das jemals nutzen zu können. Und dann waren dann noch die Schränke voller Lebensmittel, die meist ungenutzt in Reih und Glied ihr einsames Dasein fristeten. Das Haltbarkeitsdatum der meisten Dosen und Verpackungen war längst abgelaufen und konnte weg. Wenn du wirklich gründlich vorgehst, wirst du feststellen, dass an-schließend viele leere Schränke übrig bleiben. So soll es sein.
3.8) Bad-Utensilien und Medikamente
Auch hier kann vieles weg. Sei dabei nicht zu zimperlich. Sieh dir die Shampoos und Verpackungen an, die du noch gebrauchen kannst. Stelle sie dorthin, wo du sie nach und nach tatsächlich nutzt und kaufe dir davon erst mal nichts mehr Neues. Rigoros solltest du bei Medikamenten sein. Alles was das Verfallsdatum überschritten hat, kann entsorgt werden. In meinem Medikamentenschrank blieb nicht mehr viel übrig.
Zusammenfassung und Ratschlag:
Das Entsorgen ist eine wichtige Sache. Doch was fast noch viel wichtiger ist: Man darf nach den Minimalisierungs-Schritten dann auch nicht mehr so viel Unnützes kaufen. Da musste ich besonders drauf achten, solange ich noch in Räumen mit zu viel Platz wohnte. Denn ansonsten besteht die Gefahr, dass sich die Leerräume nach einer gewissen Zeit wieder wie magisch füllen. Das Nicht-Kaufen ist eine wichtige Komponente deine monatliche Ausgabenrate auf einem niedrigen Stand zu halten. Ich werde in einem späteren Blog auf dieses Thema näher eingehen.
1) Minimalismus
- Eine deutliche Reduzierung deines Besitzes an Sachen ist ein absolutes Muss, wenn du in ein Tiny House ziehen möchtest.
2) Methode "Raum für Raum"
- Um ein Haus oder eine große Wohnung zu entmüllen, gibt es sicher viele Möglichkeiten. Ich bin recht gut vorangekommen, dies Raum für Raum vorzunehmen. Du kannst das gesamte Unternehmen in schöne überschaubare Aufgaben
unterteilen und bist nach jedem Raum stolz und deinem
Ziel einen weiteren wichtigen Schritt näher gekommen.
3) Kategorien zum Entmüllen
- Neben den Räumen gibt es abgeschlossene Kategorien, mit
denen du speziell vorgehen kannst, um dich einfacher von
ihnen zu trennen.
- Bei mir gab es die folgenden Kategorien: Kleidung und Schuhe
Bücher / Ordner und Scripte / CD-Sammlung / Werkzeuge /
Schränke und sonstige Möbel / Küchen-Utensilien /
Bad-Utensilien usw.
Lade Dir unsere kostenlose Tiny House Verwirklichungs-Liste herunter.
Tiny House Verwirklichungs-Liste enthält:
Vielen Dank für diesen Artikel zu Minimalismus. Gut zu wissen, dass man sich am besten Raum für Raum vornehmen sollte. Ich werde auch erstmal das ausgemistete in eine Möbellagerung bringen, falls ich mich bald umentscheide.